Die Hohe Pforte bezeichnet den Sitz des Großwesirs. Mit der Zeit wurde die Bedeutung erweitert und man begann den Ort „Die Pascha-Pforte“ oder “Bâb-ı Âsafi” zu nennen. Nach dem Alemdar-Vorfall im Jahr 1808 wurde, in Anlehnung an den damaligen Sultan Mahmud II, der auch „Mahmud-ı Adli“ (Mahmud der Gerechte) genannt wurde, das wiederaufgebaute Gebäude „Bâb-ı Adl“ (Pforte der Gerechtigkeit) oder „Bâb-ı Adli“ genannt und ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verwendete man wieder den Begriff „Bâb-ı Âli“.
Am Anfang wurden die Regierungsgeschäfte im sog. Divan-ı Hümâyun beraten, der mit dem Ministerrat in modernen Zeiten vergleichbar ist und an vier Tagen der Woche tagte. Einmal wöchentlich tagte im Sitz des Großwesirs der sog. „Nachmittagsrat“.
Mit den Veränderungen in der Funktionsweise des Osmanischen Staates in den letzten zweihundert Jahren und dadurch, dass der Großwesir die Regierungsgeschäfte beim „Nachmittagsrat“ übernahm, wurde eine neue Versammlungsordnung festgelegt. Die Schreiber, Bücher und Akten, die sich ursprünglich im Divân-ı Hümayun befanden, wurden vom „Bâb-ı Âli“ übernommen. Der Hauptschreiber und die Schreiber, Träger des kaiserlichen Siegels und sein Hof, der Truchsess usw. zogen zu Bâb-ı Âli. Zusammen mit dem Innenminister und den Außenminister, die dem Hof des Großwesirs angehörten, bildeten sie „Die Diener der hohen Pforte“.
Sie spielten in den Räten, die mit den Reformen entstanden, eine Rolle bei der Stukturierung der Hohen Pforte. Das 1838 gegründete hohe Gerichtshof und der Beratungsrat der Hohen Pforte brachten eine neue Dimension in die osmanische Bürokratie.
Außer, dass sie sich im Viertel Cağaloğlu befanden, um dem Palast nah zu sein, war nicht festgelegt wo ein Großwesir seinen Sitz haben sollte. Auch wenn in der Chronik von Naima die Rede davon ist, dass der Großwesir von Sultan Ibrahim, Kemankeş Kara Mustafa Efendi, an dem Ort wo sich heute Bâb-ı Âli befindet, einen Palast besaß und dass er hier auch einen Hof bestehend aus Beamten unterhielt, so wurde der Ort offiziell unter dem Namen Bâb-ı Âli im Jahre 1756 zur Regierungszeit Sultan Osman III errichtet. Somit wurde dieser Ort zum permanenten Sitz des Großwesirs und Zentrum der Regierungsgeschäfte. Nach dem Brand im Jahre 1839 verlor er 1844 seinen Status als Wohnsitz des Großwesirs und wurde in ein reines Verwaltungsgebäude umgewandelt.
Die Hohe Pforte hat sechs Brände erlebt. Diese Brände haben bedeutendere Gründe als den allgemeinen Istanbul-Bränden und der Tatsache, dass viele Gebäude aus Holz gebaut waren. Die Jenitscharen, die den Großwesir von der Störung der Ordnung verantwortlich hielten versammelten sich um das Gebäude und legten das Feuer. Der Brand begann immer vom Wohnsitz des Großwesirs.
Diese Gebäude, die mehrmals brannten und erneuert wurden, haben unsere Zeit mit der horizontal ausgerichteten Front im einfachen kaiserlichen Stil von Geselle Stefan erreicht. Gegenüber des zweistöckigen Alay-Pavillons, der die Macht des Palastes darstellt, spiegelt er den symbolischen Ausdruck der Exekutive wider, die sich in einem barocken und überdachten Triumphbogen auf den Großwesir und die Regierung konzentriert. Außerdem ist bei der niedrigeren Höhe als des Alay-Pavillons auch die Hierarchie in der Architektur zu erkennen. Die Hohe Pforte war das erste öffentliche Gebäude des Reiches.
Diese neue Hohe Pforte, die von Geselle Stefan gebaut wurde, unterscheidet sich von den Vorgängern durch die Tatsache, dass es aus Mauerwerk gebaut ist. Auch wenn hier einige Umbauarbeiten stattgefunden haben, sind die vom Architekten entworfenen Hauptlinien erhalten geblieben. Die alte Raumaufteilung wurde jedoch nur in der alten Reichskanzlei bewahrt, die heute als Sitz des Gouvernements genutzt wird. In seiner ursprünglichen Form bestand das Gebäude aus Räumen, die um große Sofas herum angeordnet waren und in Nordwest-Südost-Richtung miteinander verbunden waren. Diese 220 Meter langen Abschnitte hatten an beiden Enden einen niedrigen Abschnitt und in der Mitte einen hohen Abschnitt. Diese niedrigen Abschnitte befinden sich im Nordwesten als Reichskanzlei, im Südosten als Außenministerium und zwischen den beiden als Büros des Staatsrates.
Obwohl es sich in Bezug auf die Architektur von der alten Bâb-ı Âli unterscheidet, zeigt sich, dass die Hauptprinzipien, die das neue Verwaltungszentrum schaffen, weitgehend mit dem alten Ansatz zusammenhängen. Zum Beispiel sind seit der klassischen Zeit die zentrale Finanzverwaltung des Staates und die Zivilverwaltung unabhängig voneinander und haben zwei große bürokratische Ansammlungen in sich geschaffen. Diese Formation ist ein Beweis dafür, dass das Prinzip der Gewaltenteilung seit langem besteht.
Der Standort der neuen Bâb-ı Âli, die 1844 erbaut wurde, änderte sich mit ihrer Funktion. Als der Topkapı-Palast seine Bedeutung verlor und nur noch als Zustimmungsbehörde blieb, hat das Tor zum Alay-Pavillon seine Funktion verloren, und das Südtor mit Blick auf die Ankara-Straße, auf der sich das Außenministerium befindet, gewann an Bedeutung. Denn die Behörde, die die Regierungsgeschäfte des osmanischen Staates leitet, heißt ab nun Bâb-ı Âli. Mit der zunehmenden Bedeutung des Außenministeriums ließen sich die Journalisten hier nieder, um den Nachrichten nahe zu stehen, und Bâb-ı Âli wurde gleichzeitig ein Begriff, der lange Zeit die türkische Presse bezeichnete.
In den folgenden Jahren wurden im Gebiet von Bâb-ı Âli neben der betreffenden Hauptgebäudeansammlungen zwei weitere wichtige Bauwerke errichtet. Das erste ist das Archivgebäude des Ministeriums für Dokumentenaufbewahrung, das vom schweizerisch-italienischen Architekten Gaspare Fossati entworfen und gebaut wurde. Das Gebäude von Fossati aus Mauerwerk und mit Etageneinrichtingen, Treppen, Türen und Fenster aus Eisen, die in der Istanbuler Werft hergestellt wurden, ist einer der wenigen Beispiele in der Türkei, der einen Terrazzo-Design zeigt.
Das zweite Gebäude im Bâb-ı Âli ist ein kleines Gebäude, das sich 1910 an der Ankara-Straße, nach dem Vorbild der Ersten Nationalen Architekturbewegung erbaut und wiederum vom Archiv genutzt wurde. Nach dem Bau im Jahr 1844 hat das Hauptgebäude zwei weitere Brände erlebt. Beim ersten Brand wurde ein Teil des Mittelabschnitts mit dem Staatsrat und die Südostseite beschädigt und zügig renoviert. Beim zweiten Brand 1911 wurde der Mittelteil soweit beschädigt, dass man es nicht mehr renoviert, sondern abgerissen hat. So wurde aus einem Gebäudekomplex, zwei unabhängige Strukturen. Die Trennung der Gebäude in zwei verschiedene Komplexe hat auch die Architektur von Bâb-ı Âli gestört, die Ausdruck der bürokratischen Organisation ist und eine lebendige, aber einzigartige Masse und ein funktionales Ganzes ähnlich dem Dolmabahçe-Palast bildet.
Seit Gründung der Republik wird die alte Reichskanzlei als Sitz des Gouvernements genutzt, und die neoklassizistischen Verzierungen des Gebäudes wurden entfernt und verputzt. Das Gouvernementsgebäude wurde Ende der 1980er und 1997 mehrfach restauriert, um ihm sein ursprüngliches Aussehen zu verleihen.